Hallo zusammen!
Um halb 7 klingelte der Wecker. Schnell aufgestanden und das Fahrzeug abfahrbereit gemacht. Gas zugedreht, Tisch und Stühle in der Heckgarage verstaut, alle Schränke abgeschlossen und Motor gestartet. Los geht's!
Für SchweizerInnen ist es ja schon eher ungewöhnlich. Da fährt man mit 100 km/h auf der Autobahn und plötzlich kommt ein Schild "Bundesrepublik Deutschland". Während wir uns gewohnt sind, einen Zoll zu überfahren um in ein Nachbarland zu gelangen, ist dies in der EU ein bisschen anders. Hier gibt eine Tafel den Hinweis, dass man sich von nun an in Deutschland befindet.
Würde die Tafel fehlen, so merkt man es spätestens nach 1km ;-) Dann beginnen die Schlaglöcher, Spurrinnen und Baustellen. Deutschland ist bekannt dafür, nicht gerade die besten und modernsten Autobahnen zu besitzen. Immer wieder fuhren wir an Schildern vorbei mit dem Hinweis: "Fahrbahnschäden". Immer und immer wieder rumpelte es. Aber das kennen wir ja bereits von unserer Reise nach/von Schweden.
Frohen Mutes tuckerten wir gen Süden. Aber halt, da war doch noch was? Vielfach ist es ja so, dass Autobahnbaustellen in Deutschland auch gleich mit einem Stau in Verbindung gebracht werden. Aber nicht mit uns! Wir passierten erste Baustellen ohne irgend einen Stau. Das Navi gab eine Ankunft in Tengen (D) um 15:45 Uhr an.
Zu früh gefreut.... Stau... Baustelle! Von 3 Spuren wird auf 2 Spuren reduziert. Kilometerlanger Stau. In Deutschland gilt das Lastwagenüberholverbot auch für Wohnmobile über 3,5t Gesamtgewicht. Eigentlich eine etwas kuriose Strassenverkehrsregel. Das Wohnmobil darf zwar 100 km/h schnell fahren, jedoch darf es LKW, welche i.d.R. mit 80 km/h fahren, nicht überholen. In Deutschland sind die Autobahnen natürlich regelrecht mit LKW's überfüllt. Ein Vorwärtskommen mit dem WoMo ist auf solchen Abschnitten unmöglich. Bei jeder Einfahrt kommen nochmals gefühlt 10 Lastwagen dazu ;-)
Nun gut. Wir standen also in einer riesigen LKW Kolonne auf der rechten Spur. Zudem ist ein LKW Überholverbot auf diesem Autobahnabschnitt angegeben. Die 2. und 3. Spur stockt, fliesst jedoch einigermassen. Plötzlich schwenken immer mehr Lastwagen auf die mittlere Spur aus um an der stehenden Kolonne vorbei zu ziehen. Irgendwann entschied sich Paddy, ebenfalls an der stehenden LKW Kolonne vorbei zu fahren. Und so konnten wir ca. 1,5km mit gemässigter Geschwindigkeit an der kaum endenden Lastwagenkolonne vorbeifahren. Eine Fahrspurreduktion war nirgends zu sehen - warum es sich wohl staut?!
Irgendwann haben wir den Stau tapfer überstanden. Und da sah man dann auch die Ursache für den Stau; die 3. Spur wurde tatsächlich aufgehoben - nur beherrschen die wenigsten AutofahrerInnen das Reissverschlussprinzip... Würde sich jede/r konsequent an dieses Prinzip halten, so gäbe es auch viel weniger Rückstau.
Nun nahmen wir Fahrt auf. Eigentlich wollten wir um etwa 09:30 Uhr einen kurzen Halt einlegen. Da es aber mittlerweile schon knapp vor 11 Uhr war, entschieden wir uns, gleich eine Mittagspause einzulegen um danach relativ zügig weiterzufahren. Gemäss Navi war die Ankunftszeit in Tengen (D) um 17:30 Uhr vorgesehen...
Nach einer kurzen Rast düsten wir dann zeitnah wieder los. Wir wollen möglichst keine Zeit verlieren. Um 14 Uhr legten wir nochmals einen kleinen Halt für einen Fahrerwechsel ein. Jessi übernahm das Steuer. Und so düsten wir weiter in Richtung Süddeutschland. Das Navi errechnete immer und immer wieder neue, schnellere, optimalere Routen. So weit so gut.
Irgendwann entschieden wir uns, beim Hegau Camping anzurufen, bis wann man denn noch einchecken dürfte. Antwort: 20 Uhr - spätere Ankunft = Übernachtung auf dem aussenliegenden Nacht-Stellplatz. Jessi und ich waren uns einig; Sollten wir es nicht bis 20 Uhr schaffen, werden wir direkt nach Hause fahren. Es würde sich schlichtweg nicht lohnen, 1 Nacht vor dem Campingplatz zu übernachten um dann morgens ins Areal zu fahren und alles für eine Nacht aufzustellen.
Und ja, ich gebe es zu; Auch ich wurde zusehends nervöser, als das Navi immer wieder eine spätere Ankunft angab. Zwischenzeitlich war eine Ankunft um 19 Uhr angezeigt - wir hatten aber noch 1 1/2h Fahrt vor uns. Und man weiss nie, was einem noch alles in dieser Zeit erwartet... Sei es ein Stau, eine Kontrolle, ein Unfall, eine Panne......
Plötzlich wurden wir von unserem Navi durch den Schwarzwald gelotst. Plötzlich ging es bergauf. Wo das Navi uns wohl hinführen möchte? Egal. Wir waren müde, erschöpft und wollten nur noch irgendwo ankommen. Also folgten wir brav unserem Navi. Als Backup habe ich, während Jessi fuhr, ein Lastwagennavi zur Hand genommen. Sollte eine Höhen- oder Gewichtsbeschränkung auf dieser Route vorliegen, würde das Navi uns entsprechend warnen bzw. eine andere Route planen. Hoch. runter, Hoch, runter... das ging eine ganze Weile so. Die Ankunftszeit war nun bei 19:07 Uhr. Immer noch in der Zeit. Voraussichtliche Fahrzeit: 45min.
Ich war langsam richtig optimistisch, dass wir es doch noch schaffen. Die Kinder wurden langsam aber sicher etwas ungeduldig - natürlich konnten wir die Kinder verstehen. Uns ging es ja auch nicht anders.
Nach unserem Schwarzwald-Hügelausflug landeten wir plötzlich wieder auf einer Bundesstrasse. Nun gut. Wir folgten dieser ganz brav. Und plötzlich; Fahrzeit 2min. JUHUIII!! Wir werden es schaffen. Es war zwischenzeitlich 19:05 Uhr.
Noch 2, 3, Kurven und wir waren da. Schnell aus dem WoMo gehüpft und ab an die Reception. Eingecheckt! Erleichtert befuhren wir dann unseren Stellplatz, stellten das Wohnmobil auf die Auffahrkeile, sicherten es, stellten Stühle und Tisch raus und machten uns sofort auf, um etwas kleines zwischen die Zähne zu bekommen. Boah! Was für eine Reise :-)
Frisch gestärkt zurück zum Wohnmobil und die Markise ausgefahren, Sturmsicherung montiert, Strom angeschlossen, Tisch und Stühle eingerichtet und einfach mal gemütlich sitzen.
Die Kinder gingen derweil auf den Pumptrack. Elin kam nach einer Weile zurück, schnappte sich die Zahnbürste und die Laterne. Sie gehe jetzt Zähne putzen. Sie war nudelfertig. Es war schon etwas dunkel als wir Damian auf dem Pumptrack abholten. Auch er war offensichtlich erschöpft ;-)
Ab ins Bett und Lichter gelöscht. Jessi und ich genehmigten uns noch ein Bierchen bevor auch wir müde und zugleich zufrieden ins Bett fielen.